Reizvolle Wohngebiete
Erst Bagger dann Kinderwagen
Aus einer sechs Meter tiefen Kiesschicht hatte der Mann auf dem Bagger einen Feuerstein geholt, der beweist: Menschen haben sich in der Barleber Gegend schon wohl gefühlt, als es noch gar keine Menschen, wie wir sie uns heute so vorstellen, gab. Denn den kleinen Feuerstein aus der Barleber Kiesgrube enttarnten Archäologen später als bearbeiteten Faustkeil, den die Altmenschen 200 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung als Schneidwerkzeug und Schaber benutzt hatten. Lange vor den Neandertalern also zogen eiszeitliche Jägerhorden durch das Gebiet um Barleben. Dass sie es hier etwas länger als an anderen Orten aushielten, beweisen weitere Funde der Kiesbagger: Imposante Reste von Mammut, Wollnashorn, Bison, Ren und Riesenhirsch. Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei den Überresten der Großtiere um Nahrungsreste dieser altsteinzeitlichen Menschen handelt.
Kamen die Altvorderen wegen der dichten Wälder und der tierreichen Gegend in unsere Region waren es später die Langobarden, die sich an der fruchtbaren Elbe bei Barleben zu Hause fühlten. Sie verschwanden zwar 375 unserer Zeit mit Beginn der großen Völkerwanderung von hier, doch ein Teil des germanischen Stammes blieb zurück und wurde sesshaft.
Fruchtbares Land, wildreiche Wälder und die ideale Lage an der Handelsstraße zwischen Böhmen und Norddeutschland haben die Gegend reich und die Menschen satt gemacht. Barleben war schon immer ein Ort zum Wohlfühlen.
Doch noch nie in ihrer Geschichte haben die drei Orte Barleben, Meitzendorf und Ebendorf einen solchen Einwohnerboom erlebt wie in den Jahren nach 1990: Barleben und Meitzendorf haben ihre Einwohnerzahlen beinahe verdoppelt, Ebendorf sogar einen Zuwachs um 300 Prozent erreicht. Lebten 1990 „nur“ 5279 Einwohner in den Ortschaften der Einheitsgemeinde, so sind es heute etwa 9 300. Wo die meisten anderen deutschen Bürgermeister über Bevölkerungsschwund lauthals aufstöhnen, drehen sich in Barleben erst die Bagger und dann die Räder der Kinderwagen.
Und übrigens: Schwarz auf weiß haben die Barleber die Existenz ihres Dorfes allerdings erst seit dem 13. März 1062. In einer Urkunde schenkte Heinrich IV. das Dorf „Partunlep“ dem Kloster auf dem Petersberg bei Goslar. Von wilden Jägerhorden und massigen Waldelefanten war da allerdings nichts mehr zu sehen.