Attraktiver Wirtschaftsstandort
In Barleben hat die Zukunft schon begonnen
Eines Tages im Jahr 1900 fällt ihm ein Zeitungsbericht in die Hand, der davon berichtet, dass in Deutschland bereits 652 Elektrizitätswerke etwa 2,6 Millionen Glühlampen und 50 000 Bogenlampen mit Strom versorgen. Eduard Koch, umtriebiger Ortsvorsteher Barlebens, ist elektrisiert: „Wie finanziere ich so ein Elektrizitätswerk?“ Angetrieben vom Traum, sein Dorf in die erste Liga Deutschlands zu bringen, lässt er nicht locker. Er will schneller sein als das große Magdeburg vor den Toren seines Dorfes. Viel schneller. Dort werden noch Gaslaternen an- und ausgezündet. Koch aber ist hellwach, informiert sich und andere. 1902 macht er im Ort den Vorschlag, ein eigenes kommunales Elektrizitätswerk zu bauen. Doch dabei belässt er es nicht. Monatelang putzt er Klinken im Ort, er überzeugt Großbauern, kleine Unternehmer, Geschäftsleute und Bürger, Kapital zu geben für ein Elektrizitätswerk in Barleben.
Eduard Koch schafft das Wunder, was eigentlich gar keins ist. Denn Barleben ist zu jener Zeit eines der größten und reichsten Dörfer weit und breit. Trotzdem muss er seine Nachbarn erst überzeugen, ihr Geld als Kapitalanleihe für die Zukunft zu geben. Wer viel hat, gibt ungern etwas ab. Das war schon immer so. Doch er schafft es, Barleber sind mutige Investoren. An einem eisig kalten Januartag – es war der 26. Januar 1905 – zieht er sich seinen besten Anzug an und geht los. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, denn heute soll zum ersten Mal in der Dorfgeschichte elektrisches Licht brennen. Eduard Koch hält eine kurze Rede, spricht von pfiffigen Barlebern, die schon heute an morgen denken und ihr hart erarbeitetes Geld gut angelegt haben. Dann legt er den Schalter um – und Barleben genießt mit diebischer Freude den matten Schein der ersten flackernden Glühlampe.
Eduard Koch verdanken die Barleber ihr Selbstbewusstsein, seinen Nachfolgern die Gabe, heute schon an morgen zu denken. Zum Beispiel 1990, als Deutschland wieder eins wird. Eine Zeit der Freude, der Euphorie, des grenzenlosen Enthusiasmus. Und Barleben wird dank der Autobahn A2 direkt gestreift von der neuen (Reise)Freiheit. Wichtige Menschen aus der französischen Botschaft werden in Magdeburg vorstellig. Ihre Idee: Der Bau eines Technologieparks nach französischem Erfolgsmodell in der Elbestadt. Magdeburg winkt ab. Barleben sieht das anders und zieht die Franzosen-Idee auf die Nordseite der A2.
Die Landwirte des Ortes sträuben sich erst. Ihr guter 95er Bördeboden – versiegelt unter dem Beton, auf dem statt großer Kartoffeln neue Technologien kleiner Erfinder sprießen sollen? Nach zähem Ringen werden die Landwirte überzeugt. Für Barleben beginnt damit wie Weiland mit der ersten Glühlampe eine neue Zeit. Der Technologiepark Ostfalen, heute der einzige seiner Art in Deutschland, stellt die Weichen. Noch nie in seiner Geschichte blüht Barleben so schnell und so nachhaltig auf wie nach 1990. Etwa 1.000 Gewerbeanmeldungen, vom Kleinunternehmen bis zum Unternehmen mit über 1.400 Beschäftigten, zeugen von der Wirtschaftskraft. Sie bringen über 5.900 Arbeitsplätze für den Ort.
Ob Pharmaindustrie, Verlagsunternehmen, Druckereien, Verpackungshersteller, Logistikunternehmen, Baubetriebe, Armaturentechnikhersteller, Lebensmittelproduzenten, Dienstleister, Hoteliers, Gastwirte oder Landschaftsgestalter – nahezu alle Branchen finden in Barleben perfekte Bedingungen vor. Die Zukunft hat in Barleben auch schon begonnen. Eine Projektgruppe will der Gemeinde Barleben eine für das 21. Jahrhundert passende intelligente Infrastruktur verschaffen. Ziel ist der Ausbau des Bildungs-, Innovations- und Wirtschaftsstandortes Barleben mit modernster Kommunikation.
Und falls Sie Unternehmer sind: Barleben bietet Ihnen einen Gewerbesteuerhebesatz von 330 v. 100.
Die Geschichte vom Elektrizitätswerk und den weitsichtigen Barlebern hat sich fortgesetzt – bis heute. Nicht nur im Technologiepark, mit dem Innovations- und Gründerzentrum Magdeburg (IGZ) als Herzstück, sondern wieder einmal überall im Ort.
Nur eins ist anders als 1902: Eduard Koch ist ebenso Geschichte wie ein Ortsvorsteher. Heute nennt man den Mann mit dem Blick für die Zukunft: Bürgermeister.